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Gotteshaus am Standort der Kaiserpfalz Barbarossa’s Der Ort hat eine illustre Vorgeschichte. Im Jahr 1156 heiratet der Staufer Friedrich I. , genannt Barbarossa, die blutjunge und schöne Beatrix von Burgund. Der prächtige Hochzeitszug zieht über Domstrasse und steinerne Mainbrücke (Vorgängerin der heutigen Brücke) zur Kaiserpfalz, welche sich genau dort befand, wo heute die Deutschhauskirche und ein Ordenshaus stehen. Es ist das (!!) Gesellschaftsereignis des hohen Mittelalters schlechthin, welches über eine ganze Epoche hinweg Eingang in die Lieder und Literatur dieser Zeit findet. Aber ein klein wenig der Reihe nach und in der Zeit auch etwas weiter nach vorne gesprungen ... Die Gründung des "Deutschen Ordens" war eine unmittelbare Folge des dritten Kreuzzuges, auf dem der Kaiser Barbarossa ja bekanntlich in Kleinasien beim Baden ertrank. Nach seinem Tod ging die Würzburger Pfalz des Barbarossa jedoch nicht etwa in den Besitz seines Sohnes und Nachfolgers Heinrich VI. als Deutscher König und Römischer Kaiser über, sondern kam zu den Würzburger Fürstbischöfen. Die großzügige Überlassung der ehemaligen Kaiserpfalz 1219 an den jungen Deutschen Orden durch Bischof Otto I. von Lobdeburg und auch dessen Erhebung um 1200 herum in den Stand eines Ritterordens, an dem ebenfalls ein Würzburger Bischof entscheidenden Anteil hatte, mag mit dieser Kausalität zusammenhängen. Uns aus dem Geschichtsunterricht bekannt wurde dieser Deutsche Orden vor allem durch seine späteren Siedlungsnahmen in den Gebieten des heutigen Polen und Baltikum. Die Würzburger Niederlassung war als Kommende - größere Niederlassung und Verwaltungssitz - durch weitreichende Schenkungen (diese Geschichten und Hintergründe sind allein schon hochspannend und wären Romanerzählungen wert) rasch zu Wohlstand gekommen und vor allem in den ersten beiden Ordensjahrhunderten auch sehr einflussreich. Dies betraf sowohl die Geschicke des Ordens, als auch diejenigen des Reiches. In späteren Jahrhunderten und wechselnden Ereignisgeschicken, wie beispielsweise der vollständigen Plünderung im Zuge des Bauernkrieges und Zerstörungen während des 30jährigen Krieges, beschränkte sich das Wirken der Kommende mehr und mehr auf die Verwaltung der umfangreichen Besitztümer. Davon zeugt auch der barocke Ordensneubau 1694 durch Antonio Petrini, den man von der Kirche über einen Durchgang sogar direkt erreicht. Immer häufiger traten Kleinadelige als Ordensbrüder in Erscheinung, die hier eine Heimstatt für sich fanden. Das Verhältnis zur Stadt darf man alles in allem als gut gelitten ansehen. - In Würzburg kam das Ende der Präsenz schliesslich mit der Säkularisation bzw. durch Napoleon höchstselbst in 1809. Der Orden als solcher besteht jedoch bis in unsere Tage hinein (allerdings nicht mehr mit einer Würzburger Präsenz) und widmet sich heute vor allem karitativen Aufgaben. Angesichts von Geschichte und Bedeutung der Niederlassung in Würzburg verwundert es nicht, dass bereits ab der Mitte des 13. Jahrhunderts ein so beeindruckendes Bauwerk wie die gotische Deutschauskirche entstand, welche nicht nur durch ihr so klares wie auch schlichtes, auf das wesentliche konzentrierte Raum- und Architekturkonzept ins Auge sticht, sondern auch aufgrund ihrer ganz eigenen Besonderheiten. Zu nennen wäre da beispielsweise die starke Neigung der Hanglage. Das ist normalerweise nicht der Ort, der sich gerade für einen hoch aufstrebenden Kirchenbau anbietet. Dann ist da auch das ausschließliche und "Schöne Pforte" genannte Seitenportal als Hauptzugang zur Zeller Strasse hin, auf die es nicht einmal in wirklich repräsentativer Weise treffen kann. Und schliesslich natürlich der Schwibbogen unter dem westlichen Langhaus, welcher den Durchgang zum Schottenanger gewährleistete. Hierfür war eigens die päpstliche Genehmigung eingeholt worden; in der Geschichte die erste dieser Art. Das alles spricht für die Bedeutung und die Wichtigkeit, den gerade dieser Platz auf diese Weise für die Ordensritter besass. Es mag mit der Vorgeschichte zu tun haben. Zur Architektur des Bauwerks selbst möchte ich sie hier - wie auch anderenorts - nicht mit Fachsimpelei beeindrucken oder gar langweilen. Vielmehr möchte ich sie auffordern, genau zu betrachten und nach ihrem eigenen Geschmack zu erspüren, welche Details sie dabei wohl ansprechen und warum sie das tun. Gestaltung und Anordnungen des Portals, Strukturen der Kreuzgrade im Gewölbe mit seinen Kappen, die Wirkung des Lichts und der hoch aufschiessenden Spitzbogenfenster, die Ausstattung des Innenraumes, der im Ursprung romanische Turm mit der Kapelle im Untergeschoss ... Schauen Sie es sich an. Die Deutschauskirche ist eine der wenigen historischen Baumonumente der Stadt, welches den schlimmen Luftangriff von 1945 einigermaßen schadlos überstand. Allerdings hatte die zwischenzeitliche Nutzung als bayerisches Militärmagazin im 19. Jahrhundert und der damit verbundene, völlige Abbruch der Innenausstattung der Kirche zuvor schon einmal beträchtliche Schäden zugefügt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Deutschhauskirche dann der evangelischen Gemeinde Würzburgs für 100 Jahre überlassen. Das führte ab 1922 zur aufwendigen Restaurierung des Innenraums und zur erneuten Nutzung als Gotteshaus, wie wir es heute vorfinden. - Bleiben sich noch zwei Fragen zu stellen offen: 1) Ob wohl der schwedische König Gustav Adolf etwas geahnt haben mag, als er im Jahr 1631 in der Deutschhauskirche einen ersten evangelischen Gottesdienst abhielt? Und 2) was wohl geschieht, wenn in 2022 die 100 Jahre Überlassung an die evangelische Gemeinde vorbei sein werden? Geschichte schreibt sich eben selbst immer weiter fort ... Service: Diesen Artikel als Podcast herunterladen. Die Deutschauskirche im Video des Rundganges durch das Meeviertel Die 4. Station des Spazierganges durch das linksmainische Meeviertel führt zur Deutschhauskirche. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, welches Sie sich auf Mein- Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Rundgang durch das “Meeviertel” anschauen können.

Deutschhauskirche

Um die Deutschhauskirche herum

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