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Hoch über der Stadt das Ziel der Wallfahrer ... An der Stelle auf dem Nikolausberg, an der Balthasar Neumann zwischen 1748 - 1750 das über der Stadt weithin sichtbare "Käppele" - eigentlich 'Maria Heimsuchung' - mit seiner breit vorangestellten und beinahe mediterran (iberische Halbinsel) gegliedert wirkenden Barrockfassade erbaute, stand zuvor eine bereits als Wallfahrtskirche dienende Holzkapelle. Der Bau ist im Grundriss recht ungewöhnlich aufgebaut, was der Neigung Neumanns zu neuen Lösungen sowie der engen Topografie geschuldet sein mag, aber eben auch dem Zweck der Wallfahrt und Marienverehrung. Der in einem Längs-Oval geschwungene Kirchenraum mit schlank zulaufendem Chorraum (nach Süden!) ist reich mit feingliedrigem Stuck, Holzschnitzereien, Blattgold, Kunstmarmor, eingebettetem Bildwerk, kleinen Seitenkapellen und Apsiden ausgestattet, wie man es aus jener opulenten Zeit bis zur frz. Revolution kennt. Allerdings ist der Raum von der Beleuchtung her auch ein wenig dunkel und wirkt dadurch sehr andächtig. Die architektonische Raumgliederung geht im Gefüge des Raumes ein wenig unter. Ein weit vorspringendes Gesims trägt ein dreigliedriges Gewölbe, welches die ungewöhnliche, wie Hauben zusammengesteckte Dachform zwar erahnen lässt, aber keineswegs deplatziert oder wie ein Fremdkörper wirkt. Der Raum soll in der Perspektive länger bzw. tiefer erscheinen als er aufgrund der Hanglage des Gebäudes tatsächlich ist. Mitten im Kirchenhaus öffnet sich eine in ähnlicher Weise aufgebaute Seitenkapelle. Dort legten und legen Pilger und Wallfahrer Ihre Votivgaben (häufig individuelle Gebilde, welche - ganz katholisch - den Beistand der Mutter Gottes bildlich zum Ausdruck bringen sollen / einige sind in einem kleinen Fenster zu sehen) ab, was ansich nichts ungewöhnliches für eine Wallfahrtskirche ist. Auch die räumliche Anordnung nicht. Ungewöhnlich ist vielmehr die Größe der Votivkapelle, welche derjenigen des Hauptraumes zumindest nahe kommt, jedoch ein wenig zurückhaltender ausgestattet ist. Das Äussere der Kirche wird neben der für Würzburg etwas ungewöhnlichen Fassade mit ihren Seitentürmen von den verspielt und leicht wirkenden Zwiebeltürmen und Dachhauben charakterisierend geprägt. Balthasar Neumann war ein weit gereister Mann und war stets für das Verbinden interessanter Lösungen zu haben, die er in ganz Europa studierte. Dabei schuf er jedoch niemals Plagiate, sondern stets das ganz Neue in seiner eigenen Handschrift. Man erreicht das Käppele auf seinen Füßen über den am Hang vorgelagerten und ebenfalls bereits von Neumann geplanten, aber erst 1761 - 69 ausgeführten 'Kreuzweg'. Je nach Zählung führt dieser über 247 oder 265 Stufen, 5 Terrassen und 14 Kreuzwegstationen (dargestellt in kleinen Barockkapellen und figürlich von Johann Peter Wagner ausgestattet) den Berg zur Kirche hinauf. Die Anlage gehört im deutschsprachigen Raum zu den bedeutendsten ihrer Art und ist wahrscheinlich neben Residenz und Festung das bekannteste Monument der Stadt. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um diesen Ort. Eine kleine Auswahl: Unter anderem von dieser Stelle aus sollen die Schweden im 30jährigen Krieg die Festung unter Beschuss genommen haben, deren Kanonen die schwedischen Stellungen auf dem Nikolausberg aber nicht erreichen konnten. - Gesichert hingegen ist, dass im Jahr 1800 die Franzosen das Käppele wiederum von der Festung aus beschossen, es aber nicht treffen konnten. An das Ereignis erinnert eine symbolische Kanonenkugel am Portal. - Tatsache ist auch, dass der Bombenangriff im März 1945 das Käppele unversehrt liess, was der dortigen Marienverehrung nicht abträglich war, jedoch durchaus auch am Standort gelegen haben könnte. Bereits lange vor der Errichtung des Käppele wurden immer wieder helle Lichterscheinungen dort am Berg beobachtet, bei denen es sich ganz ohne Zweifel um eine Schar wandelnder Engel mit brennenden Kerzen handelte. Das geschah im Schnitt so alle 50 Jahre, zuletzt allerdings 1841. Auf der 2. Terrasse zeigt eine Vertiefung im Stein den höchstpersönlichen Fußabdruck der Mutter Gottes, welche eines Nachts zum Käppele hinaufgestiegen war, um den Ort zu segnen und für alle Zeiten ihrer Gegenwart und ihres Beistandes zu versichern. TIPP: Von der grossen Kreuzung mit Löwenbrücke und Leistenstrasse führt etwas nach Süden versetzt die Nikolausstrasse (müsste man mit dem Auto für Käppele, Schützenhof und Frankenwarte nehmen) den Berg hinauf. Für den Weg zu Fuß kommt linker Hand ganz unvermutet ein großartiger Weg mit teilweisen Treppenstiegen, welcher - der Stadt von einem auf den anderen Moment völlig entrückt - unter alten knorrigen Bäumen (Linden?) bis mehr oder weniger zum Fuß des Kreuzweges hinauf zum Käppele führt. - Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Das “Käppele” im Video des Rundganges durch das Meeviertel Die 2. Station des Spazierganges durch das linksmainische Meeviertel führt zum “Käppele” auf dem Nikolausberg hinauf. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, welches Sie sich auf Mein- Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Rundgang durch das “Meeviertel” anschauen können.

Käppele

Der Kreuzweg

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