Würzburg eine Stadt der Mühlen? - Geht das überhaupt?
Man denkt es sich heute gar nicht mehr so, aber Mühlen waren früher für ein so grosses Stadtgebilde wie Würzburg lebenswichtig
und unerlässlich, um die Menschen zu ernähren. Darüber hinaus wurden auch die Maschinen der frühen Manufakturen durch Mühlen
angetrieben. Wie sonst hätte das funktionieren sollen, als die Dampfmaschine noch nicht erfunden war?
In der Stadt am Fluss ist nicht der Wind, sondern das Wasser die Antriebskraft der Mühlen. Hierfür wurden neben dem Main im
alten Würzburg v.a. auch die heute mehr oder weniger unterirdisch verlaufenden Zuflüsse von Kürnach und Pleichach bzw. eigens dafür
angelegte Mühlenbäche genutzt. Von daher finden sich die alten Mühlenstandorte überwiegend im Norden und Nordosten der Stadt, wo
man ihnen z.B. noch in den Ortsnahmen der Quartiere 'Lindleinsmühle' oder 'Aumühle' u.s.w. oder auch in Strassennamen begegnet.
Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse im durch die Befestigung definierten Stadtgebiet, hat leider keine historische Mühle die Zeit
überdauert. Nur hier und da steht noch ein Mühlengebäude bzw. wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Insgesamt waren es 16 Mühlen innerhalb der Stadtmauern und weitere 6 Mühlen vor den Toren der Stadt, welche den
unterschiedlichsten Aufgaben gewidmet waren. Nur zwei davon wurden am Main selbst betrieben.
Obere und Untere Mainmühle
Die wahrscheinlich auch heute noch zumindest dem Namen nach bekanntesten Mühlen sind die Obere und Untere Mainmühle am Fluss
selbst.
Die 'Obere Mainmühle' befand sich auf der linken Mainseite dort, wo der sogenannte 'Umlaufkanal' seinen Anfang nahm, welcher
Booten unter anderem dazu diente, jene kleine Staustufe an der Alten Mainbrücke zu umgehen. Diese Mühle wurde ursprünglich
schon 1481 durch den Fürstbischof Rudolf v. Scherenberg errichtet und knappe 200 Jahre später noch einmal modernisiert, so dass dort
mittels mehrerer Mahlwerke 10 Tonnen Mehl oder z.B. auch Gips in nur 24 Stunden gemahlen werden konnten. Gleichzeitig zu
diesem Mahlbetrieb wurden auch eine Öl- und Pfeffermühle sowie Schneidemaschinen bzw. ein Sägewerk angetrieben. Im 17.
Jahrhundert eine hochmoderne Sache. - Die Mühle und das Gebäude wurden 1954 zugunsten des Baus der heutigen Großschleuse
abgetragen.
Die 'Untere Mainmühle' befand sich rechtsmainisch an der Alten Mainbrücke in dem Gebäude, das heute die Gastwirtschaft 'Alte
Mainmühle' beherbergt, welche zur Brücke hin auch jenen sogenannten Brückenschoppen ausschenkt, der für diese sich niemals
auflösende Ansammlung von mit Weingläsern einfach so auf der Brücke wunderbar herumstehender Menschen verantwortlich ist. - Die Mühle
wurde nach dem 30jährigen Krieg bewusst zentral innerhalb des Stadtgebietes rechtsmainisch durch Fürstbischof Johann Philipp v.
Schönborn errichtet, um einer möglichen Versorgungsnot bei Angriffen von aussen zu begegnen. Hierfür legte man für den effizienten
Betrieb auch die kleine Staustufe und das grosse, den Fluss zur Mühle hin kanalisierende Streichwehr an.
Die Mühle wurde 1921 abgetragen und das Gebäude umgebaut, um dort ein kleines Wasserkraftwerk zu betreiben, das bis
heute in Betrieb ist und Strom erzeugt.
Das an dem Gebäude noch angebrachte Mühlrad soll an die ehemalige 'Untere Mainmühle' erinnern.
Mühlen des Alten Würzburg