Ehemals der mittelalterliche Fisch- und EiermarktVom Main her gesehen öffnet sich in der Mitte der Domstrasse rechter Hand ein kleiner Platz, auf dem ein Brunnen, ein historisches Lokal mit Aussenbewirtschaftung und ein Kiosk-Pavillon das Bild dominieren.Bis der Markt von der Domstrasse zum heutigen Markt umzog, war dieser Platz einer der wichtigsten überhaupt. Hier fandder 'Fischmarkt'und im hinteren Teil auch der sogenannte 'Eiermarkt' statt, welcher aber genauso für alle möglichen tierischen Landwirtschaftsprodukte stand wie z.B. Butter, Käse, Geflügel, Schmalz u.s.w. - Dieser Eiermarkt wird schon 1328 sogar urkundlich erwähnt, da dort auch das zuständige Marktgericht tagte und sich die Eichstelle für Ölmaße befand. Beides eine enorm wichtige Sache, denn mit den Normen und natürlich mit den Regeln war das früher nicht so einfach und klar geordnet wie heute. Schon im Bereich des benachbarten Fürsten konnten ganz unterschiedliche Maßeinheiten gültig sein. Und wenn Herrschaftsgebiete wechselten - das war ja keine Seltenheit - dann sah schon wieder alles ganz anders aus. Das Herstellen von Markt-Gerechtigkeit war also sehr wichtig, um die Bedeutung und den Erfolg eines Ortes mit Marktrecht zu gewährleisten. Wurde man allzu leicht übervorteilt, war das schlecht für den Ruf des Marktes. Die ehrlichen Händler nahmen in dem Fall für mehr Marktgerechtigkeit längere Wege in Kauf und anders herum würden Kunden in dem Fall auch andere Orte vorziehen. Kurzum, Eichmaße und Marktgerichte waren im Mittelalter entscheidend für den Erfolg.Im Süden des Platzes (der rückwärtige Teil) stand demnach das 'Haus zur Aule', in dem sich das Eichgefäß befand. Verkaufte nun jemand eine Aule Öl, so musste es exakt die Menge sein, welche das Eichgefäß füllte. Ein Händler besass ebenfalls eine solche Aule, die er nach dem Vorbild des Eichmaßes anfertigen liess. Damit wurde das Öl schliesslich aus dem Fass geschöpft, und der Kunde hatte die Möglichkeit zur Überprüfung.Die Bezeichnung 'Aule' ist in der Neuzeit irgendwann verschwunden, und hat - das Wort verfremdend - dem Haus, das später einen Gasthof beherbergte, den Namen "Zur Eule" gegeben. Dieser Gasthof freilich besass noch im späten 17. Jahrhundert die Lizenz zum Ölausschank.Sehr früh gegen Ende des 14. Jahrhunderts ist der Platz bereits gepflastert worden, wahrscheinlich aus hygienischen Gründen bezüglich der Produkte, welche hier gehandelt wurden. Gleichzeitig wurde ein Ziehbrunnen installiert, dem später ein barocker Brunnen nachfolgte, welcher dem etwas weiter die Strasse runter gelegenen Vierröhrenbrunnen nicht ganz unähnlich gewesen war. Dieser Brunnen ist allerdings schon um 1860 wieder entfernt worden, da er nicht mehr benötigt wurde und man wohl mehr Platz attraktiver fand.Das in den Platz hineinragende Haus "Sternbäck" ist eines der ältesten und traditionsreichsten Gasthäuser der Stadt. Bis zum 2. Weltkrieg besass es einen wunderbaren spätgotischen Giebel. Trotz starker Zerstörungen besitzt jedoch gerade das Erdgeschoß mit dem Gastraum viel originale Bausubstanz und vor allem eine Atmosphäre, welche dies zu erspüren noch zulässt. - In alter Zeit, und dies meint 1495, hieß es 'Gasthaus zum Stern' und wurde auf diese Weise zum späteren Namensgeber des Platzes. Während der schwedischen Besatzung in den 1630er Jahren hat sich hier ein Drama um eine Apothekerstochter abgespielt, welches zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Besatzern auch in der Stadt führte.In dem Haus direkt neben dem Sternbäck (Juweliergeschäft) lebte der Dichter August Graf von Platen, als er 1818 - 19 in Würzburg studierte. Eine Tafel am seitlichen Auseingang erinnert daran.Der Platz ist Ende der 1980er Jahre komplett neu gestaltet worden. Es entstand der Brunnen des lokalen Bildhauers Lothar Forster mit allegorischen Figuren zur Erinnerung an den Ort als Fischmarkt und der sternförmigen Pflasterung des Beckens. Der Brunnen erfreut sich insbesondere bei Familien mit Kindern grosser Beliebtheit, weil er begeh- und erlebbar Spass macht. Der Kiosk, im Rahmen der Umgestaltung heftig diskutiert, erstand als modernes Rohrgebilde ebenfalls wieder und gehört als feste Note bzw. Fixpunkt in das Bild der Domstrasse. Die Bewirtschaftung des Sternbäcks hat sich über den Platz ausgedehnt und ist heute zu einem ruhigen Pol im hektischen Treiben der Stadt geworden. - Operation gelungen. Als ich damals nach Würzburg kam - ich wohnte lange Jahre nur ein paar Meter rückwärtig zu dem Platz in der Sterngasse - befand sich hier zuvor nur ein kleiner Parkplatz und ein Kiosk. Domstrasse und Alte Mainbrücke wurden zu jener Zeit tatsächlich noch von Autos befahren.Der ‘Sternplatz’ im Video des AltstadtrundgangesDie Station 10 des Altstadtrundganges beschäftigt sich rund um die Domstrasse herum u.a. auch mit der Geschichte und Gegenwart des ‘Sternplatzes’. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, das Sie sich auf Mein-Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Altstadtrundgang anschauen können.
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Der Sternplatz
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