Domherren-Schlösschen in der Schwemmlandwiese
Der mit Abstand größte und weitläufigste Platz Würzburgs ist die "Talavera". Er liegt linksmainisch und nach alten Maßstäben
im Norden weit ausserhalb der ehemaligen Stadtbefestigung im Bogen, den der Main dort macht.
Das Areal dort bestand früher aus sandigen Schwemmlandwiesen, welche der Domherr Franz Georg Faust v. Stromberg (was
für ein Name!) Anfang des 18. Jahrhunderts erwirbt und auf dem Gelände ein barockes Schlösschen mit repräsentativer
Gartenanlage darum errichten lässt, wie es zu jener Zeit sehr beliebt war (in Würzburg sind das Huttenschlösschen am Sanderglacis und
z.B. der Neumann-Pavillon dort etwas weiter in den Sanderwiesen Beispiele für solche Bauten). An dem Bau war auch der Architekt
Josef Greising beteiligt. Da das zum Fluss hin niedrig gelegene Gelände jedoch regelmässig überflutet wurde - Aha, daher also der
Schwemmsandboden (!) -, musste schon bald eine Flutmauer gezogen werden, die dem Anwesen doch sehr viel von seinem
Charme nahm.
Schlösschen und Areal gingen später für lange Zeit in den Besitz der adeligen Familie 'von Groß zu Trockau' über, welche es dort
als Gutshof bewirtschafteten und ab 1806 das kleine Schoss und den Garten zusätzlich als Ausflugslokal öffneten. Das war
zu jener Zeit gerade sehr in Mode gekommen, wovon z.B. auch der 'Volksgarten' im Steinbachtal oder das Gartenlokal 'Am Letzten Hieb'
zeugen.
Der Name "Talavera" entstand dann ab 1809, nachdem das napoleonische Frankreich bei der spanischen Stadt Talavera am
Tejo eine wichtige Schlacht verloren hatte, in der auf französischer Seite auch ein Würzburger Kontingent mitgekämpft hatte. - Diese
Namensgebung war also etwas ironisch gemeint und brachte die zunehmend antinapoleonische Stimmung zum Ausdruck. Der Wirtsfamilie
konnte es nur recht sein, denn es belebte das Geschäft.
Nach dem 2. Weltkrieg erwirbt schliesslich die Stadt das Areal. Grosse Teile des Gartengeländes sowie auch der Gutshof werden
abgetragen. Die gesamte Talavera wird zunächst mit dem Trümmerschutt aus der Stadt erhöht, so dass das Schlösschen mit dem
verbliebenen Gelände auf der Südseite heute etwas abgesenkt am Rande des Platzes steht, an dem dort zudem die moderne Autostrasse
entlangführt.
Der Gastronomiebetrieb - geführt durch einen jeweiligen Pächter - blieb dort aber bis heute bestehen und das 'Talavera-
Schlösschen' ist gerade während des Sommers ein nach wie vor beliebter Biergarten.
Der weite Platz selbst wird als Park + Ride Platz und im Frühjahr bzw. Sommer für die grossen Schausteller-Veranstaltungen wie etwa
das "Kiliani-Volksfest" genutzt.
Der “Talavera” genannte Platz
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