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Friedensfürst und Europäischer Diplomat Als Johann Philipp von Schönborn (1605 - 1673) inmitten von Würzburger Verwüstung und Not aus dem sich unendlich dahinschleppenden 30jährigen Krieges 1642 das Amt des Fürstbischofs von Würzburg übernahm, deutete wirklich nichts darauf hin, dass in diesem Augenblick die glanzvollste Epoche der Stadt angebrochen war. Und doch war es so. Werfen wir einen Blick auf das in seiner Zeit beinahe anachronistische Wirken dieses durchaus aussergewöhnlichen Mannes. Als Person von der Herkunft eher aus kleinadeligen Verhältnissen steigt Schönborn während seiner geistlichen Karriere kontinuierlich auf durch sein außerordentliches diplomatisches Geschick, durch seinen Pragmatismus, durch seine Toleranz sowie auch seine Kompromissbereitschaft. Ohne eine eigene Hausmacht oder mächtige Verbündete hinter sich zu haben, erreicht er zunächst wichtige Erleichterungen für das geschundene Würzburg bzgl. der Kriegslasten. Zudem beginnt er Dialoge mit dem kaiserlichen Hof in Wien und dem französischen Minister-Kardinal Mazarin, die erst in jahrelange Verhandlungen übergehen und schließlich zum westfälischen Frieden von 1648 führen und diesen bis dahin blutigsten Krieg seit der Antike beenden. Im Jahre 1647 übernimmt er neben Würzburg zusätzlich auch das Erzbistum Mainz, was ihn zum mächtigsten Kirchenmann im deutschsprachigen Raum erhebt. Später sogar auch noch das Bistum von Worms, was man in unseren Tagen dann wohl zu Recht und missbilligend eine Ämterhäufung nennen würde. Seine Stimme wurde jedenfalls damals aufgrund seiner Leistungen während der Friedensverhandlungen in ganz Europa gehört. Er beendete die Gegenreformation und vor allem die Hexenprozesse; er suchte den Ausgleich mit dem Protestantismus und sogar den direkten Dialog, was für seine Zeit regelrecht ungewöhnlich war. Eine nachvollziehbare Erklärung hierfür findet sich möglicherweise in Schönborns Herkunftsfamilie, welche in den Tagen seiner Kindheit selbst gespalten wahr zwischen Protestantismus und Katholizismus. Möglicherweise war er sogar protestantisch getauft ... Auch nach dem 30jährigen Krieg nahm er immer wieder Einfluss auf das Kräfteverhältnis im kontinentalen Europa, insbesondere zwischen dem Kaiserreich der Habsburger und dem burbonischen Frankreich Ludwigs XIV. Johann Philipp von Schönborn schuf so bis zu seinem Tod 1673 ideale und v.a. dynastische Voraussetzungen für seine Nachfolger. Er trug Beinamen wie "Vater des Vaterlandes" und "Friedensfürst"; sogar als ein "Großer" wurde er bezeichnet. Das kann man getrost eine Karriere nennen. In Würzburg und Mainz liess er die Stadtbefestigungen wohl aus den Erfahrungen des Krieges heraus stark ausbauen, hinterliess aber darüber hinaus einiges an Bauwerken des gerade aufgekommenen Barock. Sein aus Italien stammender Hofbaumeister heisst Antonio Petrini und der hinterlässt der Stadt Würzburg neben zahlreichen Festungsbastionen vor allem auch den "fränkischen Barock". Zur Einordnung von Johann Philipp v. Schönborn lässt sich gewiss aussagen, dass die ihm verliehenen Ehrentitel sicherlich nicht zu Unrecht vergeben worden sind. Er half entscheidend dabei sowohl das Elend des Krieges zu beenden, als auch eine mehr oder weniger 150 Jahre andauernde Ära der Stabilität (sieht man einmal vom alten Fritz und dem drum herum ab) einzuleiten. Zusätzlich war er als Persönlichkeit Werten wie etwa der Glaubenstoleranz und darüber hinausgehender Aufklärung verpflichtet, was nun wirklich sehr aussergewöhnlich war für einen Mann seiner Stellung und Bedeutung in jener Zeit. - Die illustren Nachfolger im Amt des Fürstbischofs haben in der Folge zwar viel Glanz verbreitet und die Kunst wieder nach Würzburg geholt, aber mitnichten seine Leistungen erreicht.

Johann Philipp von Schönborn

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