Vom historischen Ziehbrunnen bis zu modernen Motiv-, Themen- oder gar
Designerbrunnen.
Neben den auf diesen Seiten einzeln vorgestellten Brunnen der Stadt, gibt es in Würzburg gefühlt unzählige weitere Brunnen, die in
ihren Geschichten und Zwecken vom Mittelalter an bis nachgerade in das Morgen hineinreichen. Sie erzählen die dramatische
Geschichte eines Bauwerks oder sogar Epoche, eines Ereignisses, sie erinnern an Aufgaben, an Personen, an Berufe, an
Legenden ebenso wie Mythen und vieles mehr.
Man kann hier sowieso nicht alles wiedergeben und dabei auch noch spannend schildern. Deshalb finden Sie in der Folge nach Gruppen
geordnet nur beispielhaft jeweils ein paar dieser Brunnen, denen Sie vielleicht auch auf Ihren Würzburger Rundgängen begegnen werden.
Ziehbrunnen des Mittelalters
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Pumpbrunnen
Die mittelalterlichen Ziehbrunnen mit z.B. einer klassischen Eimerwinde wurden mit dem
Beginn der Neuzeit nach und nach durch damals moderne Pumpbrunnen abgelöst, welche das
Wasser über ein Steigrohr ans Tageslicht beförderten. In Würzburg sieht man diese Brunnen an
öffentlichen Orten nicht mehr, da sie wiederum später natürlich durch sogenannte Laufbrunnen-
Systeme abgelöst wurden, als der Anschluss an das Wasserleitungssystem möglich geworden war.
Zwei dieser Pumpbrunnen sind allerdings noch an den Wänden des Ost- und Westflügels des
Juliusspitals zu sehen. Sie stammen noch aus der Zeit des ursprünglichen Baus um etwa 1580
herum. Das Besondere hier ist, dass das Pumpwerk mit dem Schwengel und der Wasserauslauf mit
dem Becken seitlich versetzt in zwei verschiedenen Wandeinfassungen angeordnet sind, welche
allerdings 1789 im Jahr der frz. Revolution klassizistisch neu gestaltet wurden.
Themen- und Motivbrunnen
Viele Brunnen jüngeren Datums beschäftigen sich mit einem Thema zu ihrem Aufstellungsort, wie etwa der Sternbrunnen, oder erinnern
an ein Handwerk bzw. an eine Würzburger Besonderheit. Stellvertretend für viele dieser Brunnen, welche zumeist auch ein besonderes
individuelles Werk regionaler Künstler sind, werden hier einige wenige aus dem Bereich der Altstadt kurz vorgestellt.
Häckerbrunnen
Der "Häckerbrunnen" am Eingang zum Oberen Markt und nahe dem Falkenhaus erinnert an das klassische,
vormaschinelle Handwerk des fränkischen Weinbauern, den man wegen der harten Arbeit in den Hanglagen
des Maintals eben auch 'Häcker' nannte. Der Brunnen wurde von einem Würzburger Einzelhändler gestiftet und
1977 geschaffen von dem regionalen Künstler Richard Rother, welcher auch ein viel beachteter Grafiker war,
der sich häufig den Motiven des fränkischen Weinbaus zuwandte. So trägt die gegossene Figur mit den Attributen
der Hacke und einem Mostkrug auch deutlich die Züge der Karikaturen Rothers. Die Figur steht auf einem erhöhten
Sockelfundament mit 4 Wasserausläufen in der Mitte eines quadratischen Beckens. Eine Besonderheit ist es, dass
über einen speziellen Zulauf aus dem Krug des Häckers tatsächlich Wein ausgeschenkt werden kann.
Theoretisch zumindest; praktisch habe ich das persönlich zumindest nicht erlebt, seit ich 1987 nach Würzburg kam.
Es ist so, dass die Würzburger ihren 'Häckerbrunnen' in besonderem Maße lieben, weil sie in der Gestaltung der
Figur etwas Urfränkisches und eben sehr Verschmitztes wohl zu Recht sehen. Der Brunnen mit den kreisrunden
Bänken in der unmittelbaren Nachbarschaft ist ein ziemlich beliebter Punkt zum sich in der Stadt treffen bzw. finden
und wird darüber hinaus gerade von älteren Menschen sehr gerne genutzt, um zwischen den Besorgungen
auszuschnaufen.
Jüngst macht es leider etwas Sorge, dass der Brunnen mit dem Eingang zum oberen Markt von zwei sich gegenüberliegenden pseudo-
post-neomodernen Architektursünden ersten Grades in die Zange genommen wurde. Auch die Errichtung eines gläsernen
Fahrstuhlhäuschens zur darunter gelegenen Marktgarage trägt nicht unbedingt zur Beruhigung bei.
Marktbärbel
Die "Würzburger-Marktbärbel" ist gewissermassen des Volkes Stimme in 'meefrängischer Mundart'.
Sie geht zurück auf eine ab 1957 in der Regionalzeitung Mainpost erschienenen Kolumne, in der die fiktive
Kunstfigur einer Marktfrau - eben die 'Marktbärbel' - die städtischen Ereignisse und die Lokalpolitik aus ihrer
ganz eigenen Perspektive kommentiert.
1972 hat der Würzburger Bildhauer Otto Sonnleitner nach diesem Vorbild eine Bronzefigur
geschaffen, welche auf einem kleinen Brunnensockel mit Becken zunächst in der südöstlichen Ecke des
unteren Marktes am Durchgang zum Schmalzmarkt aufgestellt wurde und später näher hin zum
Marktgeschehen an den jetzigen Standort bei den überdachten, festen Marktständen umgezogen ist.
Die Kunstfigur der 'Marktbärbel' ist in der Stadt so beliebt, dass seinerzeit ihr Bildnis als Motivbrunnen mehr
oder weniger spontan durch Anwohner der Innenstadt finanziert worden ist.
Hinweis: Ganz in der Nähe des Marktes gibt es in der Blasiusgasse auch ein ziemlich fränkisch geprägtes Lokal, das den Namen
'Marktbärbel' führt. Auch Stadtführungen werden ähnlich dem ‘Nachtwächter’ mit der Figur der ‘Marktbärbel’ angeboten.
Lauscherbrunnen
Das brunnentechnische Gegenstück zur Marktbärbel ist der "Schorsch". Dieser hat für die Konkurrenz des
Fränkischen Volksblatts an den Türen des Rathauses und der städtischen Behörden 'gelauscht' und freimütig
ausgeplaudert, was er so über neue Beschwernisse und städtische Unzulänglichkeiten in Erfahrung bringen konnte.
So war der gute 'Schorsch' eindeutig etwas unverfrorener und sowieso humorloser als die Marktbärbel.
Seinen eigenen Brunnen bekam dieser investigative Lauscher schon 1976 am Durchgang zwischen dem Grafeneckart
zum Markt beim Schenkhof (ein kleiner Platz) eben dort, wo er diskret die Ohren hin zum Rathaus spitzen kann.
Der Brunnen und die Figur wurde von dem regionalen Künstler Ossi Müller aus ebenfalls einem regionalem Stein gehauen. Der
Lauscher 'Schorsch' steht - ganz wie beschrieben - lebensgross auf dem Brunnensockel in langem Mantel, Hut und mit Pfeife da und reckt
den Kopf mit seinem Ohr in Richtung Rathaus, um von dort die neuesten 'Ungeheuerlichkeiten aus dem Kreise der Damen und Herren
Räte' in Erfahrung zu bringen. Zu seinen Füßen fliesst derweil das Wasser über mehrere kleine Schalen hinab bis in die finale
Hundetränke (!). - Da sage noch einmal ein von aussen zugereist Aufgenommener, dass der Unterfranke humorlos und ein Miesepeter
sei. Stimmt ja gar nicht.
Würzburger Brunnen-Medley
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